Kalter Krieg das Zauberwort hiess Dissuasion:
Früher war alles einfacher. Da standen sich NATO unter der Führung der USA und der Warschauer Pakt unter der Führung der Sowjetunion als Gegner in einem „kalten Krieg“ gegenüber. Die beiden Grossmächte betrachteten die Welt als ihr Schachbrett und spielten ihr ebenso brutales wie gefährliches Spiel. Welches im Herbst 1983 um ein Haar zum Weltuntergang geführt hätte. Nur dem besonnen Handeln von einer handvoll Personen in den Geheimdiensten und in den Streitkräften ist es zu verdanken, dass die Welt wie wir sie kennen noch besteht!
Die kleine Schweiz das Stachelschwein mitten drin. Nach etlichen Wirrungen und Irrungen fand die Schweiz zu einem passenden Gesamtverteidigungskonzept. Dies, dank dem Milizsystem, ohne die Staatsfinanzen aus dem Ruder laufen zu lassen: Dissuasion, durch glaubwürdige Abwehrbereitschaft und die Fähigkeit zur Kampfführung, mit dem Ziel, dass Schweizer Territorium aus einem Krieg heraus zu halten. Denn ein mit atomaren Waffen geführter Krieg hätte nur Verlierer gekannt. Beide Seiten planten, wie erst nach dem Ende des kalten Krieges bekannt wurde, ausschliesslich mit massivem Atomwaffeneinsatz.

Im Zeitalter des CyberSpace ist nix mehr mit der klassischen Dissuasion:
Unsere Welt ist für die einzelne Person mit Nichten sicherer geworden. Der Weltuntergang via Knopfdruck ist nun, glücklicherweise nur noch sehr theoretisch möglich. Dafür ergeben sich für unsere, auf vernetzter IT basierende Gesellschaft neue, erhebliche Bedrohungen: Ein flächendeckender Ausfall des Stromnetzes über Wochen und länger hätte zweifellos das Ende unserer Zivilisation zur Folge. Ist dies reine Theorie? Bis heute zum Glück ja. Aber zwei Ereignisse könnten dies jederzeit ändern.
Erstens ein Sonnensturm wie er sich Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ereignet hatte. Damals wurde das einzige auf Elektrik basierende System, dass Morsetelegraphennetz in den USA/Kanada, weitgehend zerstört. Schwächere Sonnenstürme führten im hohen Norden schon wiederholt zu schweren Schäden an den Hochspannungsnetzen. Dank von überall her heran gekarrten Ersatztransformatoren und Notstromaggregaten blieb die Katastrophe aus.
Für die Schweiz geht diesbezüglich die Hauptgefahr von einem lang anhaltenden Ausfall des EU-Stromverbundnetzes aus. Weitere, konkrete Infos, finden Sie in den Mitteilungen des ENSI (Unerwähnt: Der Elektronenschauer welcher die Mikroprozessoren bedroht!)
- ENSI Kraftwerke gegen Sonnenstürme gewappnet
- ENSI Bericht elektromagnetische Auswirkungen April 2012
Zweitens ein thermonuklearer Sprengkopf mit 1 Megatonne Sprengkraft oder mehr im erdnahen Weltraum über Europa gezündet. Die Wirkung wäre für unsere Gesellschaft mit dem eines massiven Sonnensturmes vergleichbar. Dies ist der Grund weshalb die NATO so konsequent an ihrem Raketenabwehrschirm baut! Nicht wegen der Russen oder den Chinesen, die haben wie wir zu viel zu verlieren. Aber da sind andere Mächte schwer am Basteln, deren Handeln nicht immer durch logische Vernunft bestimmt wird.
Im Anrollen: Der Mikrowellen-Mini-NEMP. Boeing meldete im Oktober 2012, den erfolgreichen Test einer Mikrowellen-Cuisemissile ALCM (Air Launched Cruise Missile). Diese ermöglicht die geziehlte Zerstörung der gesamten elektrischen und elektronischen Ausrüstung eines einzelnen Gebäudes. Bei diesem Test wurden insgesamt 7 Gebäude gezielt ausser Gefecht gesetzt.
Link: http://heise.de/-1735801
Die dritte immer akuter werdende Gefahr ist die mangelhafte CyberSicherheit unserer Gesellschaft. Diese Form der Bedrohung wächst zur Zeit exponentiell und wird sowohl von der Politik, aber auch von der Wirtschaft völlig unterschätzt. Wie schwach wir hier z.Z. agieren zeigen uns die Vorkommnisse bei der IT-Truppe des Finanzdepartementes (Hat den Lead bei der gesamten CyberSecurity des Bundes!) und beim Nachrichtendienst, wo offenbar der gesamte Datenbestand kopiert, ausser Haus verbracht wurde und hätte verkauft werden sollen! Positiv ist einzig, dass die Mitarbeiter der UBS in Bern mit ihrem beherzten, schnellen Handeln enormen Schaden für unser Land verhinderten!
4. Terrorgefahr:
Zwei der schon genannten Bedrohungen gehören zum Bedrohungskomplex Terrorismus (EMP/NEMP und CyberWar). Hinzu kommen ganz normale Bombenanschläge bei Grossveranstaltungen, oder auf die kritische Infrastruktur, sowie Anschläge mit Bio- oder chemischen Waffen und sogenannten schmutzigen Bomben (Atommüll mittels Sprengladung „verteilt“). Wie am 7. 10.2012 die Sonntagspresse verlauten liess, beantragt der CdA nun 4 zusätzliche Militärpolizei Miliz-Batallione.
Die fünfte mögliche Bedrohung stellen grosse Erdbeben dar. Dieses Jahr fand eine entsprechnde Übung in der Schweiz statt.
Die sechste Bedrohung könnten, wie auch immer geartete, riesige Flüchtlingsströme sein. Welche die öffentliche Ordnung beeinträchtigen.
Solche Szenarien waren dieses Jahr Thema einer Stabsübung.

Was haben all diese möglichen Bedrohungsszenarien gemeinsam?- Die klassischen Konzepte zur Erzielung einer dissuasiven Wirkung, zum Schutze für unseres Territoriums, versagen weitgehend. Dies heisst nun aber nicht, dass Armee oder gar Zivilschutz überflüssig wären. Ganz im Gegenteil, dass Aufgabenspektrum hat sich schlicht erheblich gewandelt.

War die Armee 61 ganz für einen Krieg mit einem klarem Start- und Enddatum und einer Dauer von einigen wenigen Jahren (4-5) definiert, so dauert der Krieg der NATO gegen den Terrorismus nun schon mehr als 10 Jahre. Ein Ende dieses Konfliktes ist nicht absehbar. Ganz im Gegenteil, breiten sich die Terroristischenaktivitäten nun auch noch über ganz Nordafrika aus.
D.h. wir sind, mit der Ausnahme Österreich, von Krieg führenden Staaten umgeben. Der „Kampf“ gegen den Terrorismus findet auch in unserem Land Tag täglich, geführt von Polizei, Armee aber auch den zivilen Stellen welche sich mit der CyberSicherheit (Firmen und Behörden) befassen statt. Anders gesagt; Die aktuelle Situation kann mit dem klassischen Milizsystem alleine nicht erfolgreich bewältigt werden.

Es sind neue, komplexe Lösungskonzepte notwendig:
Intensive Zusammenarbeit
mit den Nachbarstaaten ist absolut zwingend (Nachrichtendienst, Polizei, Luftwaffe, Heer, CyberForce/CyberSicherheit, Katastrophenschutz/Katastrophenhilfe etc.).
Luftraumschutz; Unsere F/A-18 müssen via Data-Link-16 durch die NATO optimal geführt werden können. Mit Rosinen picken ist nix mehr: Wir schützen den Luftraumraum mit unseren Jets über den Alpen. Im Gegenzug die NATO uns gegen ballistische Lenkwaffen. Ohne NATO-Unterstützung ist kein wirksamer Schutz gegen ballistische Lenkwaffen möglich, denn Schweiz verfügt nicht über die dazu notwendigen Überwachungssateliten. Frankreich und Italien sichern über dem Mittelmeer. Deshalb weg mit den, den heutigen Anforderungen nicht genügenden F-5 Tiger und her mit den voll Data-Link-16 tauglichen Gripen (n.B. In jedem Gripen fliegt die US-Luftwaffe mit, denn es gibt zwar nur relativ wenige Gripen, aber die schlauen, sparsamen Schweden haben, im Gegensatz zu den Franzosen, die Innereien des Gripen auf dem internationalen Markt zusammengekauft. So stammt das Triebwerk von der F/A-18 Super Hornet)!
Schutz kritische Infrastruktur; Diese muss im CyberSpace wie auch physikalisch durch Polizei/Heer geschützt werden. Wie vor 2000 Jahren gehört auch heute noch der Hügel demjenigen, welcher seinen Mann da stehen hat und diesen verteidigt. Anders gesagt, es braucht auch genügend grosse Mannschaftsbestände bei Polizei und Heer. Sowie neue Aufklärungs-Drohnen und Jets. Auch wenn es Geld kostet!
Katastrophenschutz; Sowohl beim Heer wie auch beim Zivilschutz/Feuerwehr braucht es mehr Leute und aktuelles Material, sowie internationale Zusammenarbeit um die Bevölkerung wirksam schützen zu können.
Völkerrechtliche Verpflichtung zur wirksamen Verteidigung des Staatsterritoriums; Um dieser Verpflichtung nach zu kommen müssen wir, nach wie vor, Artillerie- Panzer- und Infanterie-Verbände unterhalten. Hier erscheint mir der eingeschlagene Weg, mit der Reduktion der Verbände für den Kampf mit verbundenen Waffen auf ein Minimum, zum Erhalt der Fähigkeiten als der richtige. Teil dieses Weges ist ein Aufwuchskonzept für die Streitkräfte, bei Zunahme der entsprechenden Bedrohung . Wobei der geplante Zeitraum von 5 Jahren für die allfällige Aufwuchsphase gar optimistisch erscheint. 10 Jahre sind da wohl realistischer. Für absolut falsch halte ich aber den Entscheid des VBS, die letzte Festungsartillerie Abteilung auf zu lösen und sämtliche Geschützstellungen der Festungsartillerie zu liquidieren! Das VBS nannte für die Festungsartillerie jährliche Kosten von 35 Mio Fr. Wir reden hier von mehr als 100 Festungsminenwerferanlagen und einigen Bison-Anlagen mit 155mm Geschützen. Diese Anlagen eigenen sich perfekt zum Verschiessen/Starten von Kleindrohnen zur Aufklärung wie auch von diversen Munitionstypen. Zudem gibt es im ganzen Land noch einige tausend Atomschutzunterstände, welche sich im einem MadMax-Szenario auch durch Zivilpersonen genutzt werden könnten (00-Sterne Unterkünfte, aber besser als im Freien zu erfrieren).
Freiwillige Reserve; Wie auf diversen WebSite ersichtlich, sind offensichtlich etliche ehemalige ADA der Armee 61 in der Freizeit damit beschäftigt ausgemusterte Bunker und Werke liebe voll zu pflegen. So sollen diese der Nachwelt erhalten werden. Gleichzeitig vergammeln die noch „aktiven“ Anlagen (Festungsartillerie, Führungsinfrastruktur und zahllose ASU's). Mit der nun anstehenden Armeereform wird die Armee noch jünger. D.h. die Armee verliert noch mehr an Lebenserfahrung. Da das VBS-Budget immer nur noch knapper werden wird, sehe ich nur eine Lösung. Die Bildung einer freiwilligen Reserve. Keinen Fan-Club ehemaliger ADA. Nein einer der Militärgesetzgebung unterstehende Organisation von Reserve-Verbänden, welche besoldet aber ohne EO-Entschädigung als Freizeitaufgabe primär die Anlagen unterhält und die aus der Feldartillerie entlassenen ADA im Umgang mit den Festungsartillerie-Anlagen, sowie die Infanteristen im Unterhalt und Betrieb der ASU schult. Denn bisher war es bei uns immer so, dass wir 20 Jahre brauchten bis die Reaktion auf eine neue Bedrohung umgesetzt war. Es wäre völliger Wahnsinn die noch vorhandene Kampfinfrastruktur, welche Milliarden von Franken gekostet hat, nun noch für einige hundert Millionen Franken zurück zu bauen. Denn mit diesen Summen können wir unsere Infrastruktur über Jahrzehnte erhalten!